Nach meinem Beitrag über das – vorsichtig formuliert – merkwürdige Verhalten der Mitteldeutschen Zeitung habe ich jetzt beim Presserat eine Beschwerde eingereicht, die ich hier dokumentieren möchte. Kurz gesagt ging es darum, das die Mitteldeutsche Zeitung unverholen Werbung für eine Veranstaltung auf dem gelände der MZ als Beilage produziert, ohne diesen als Werbung kenntlich zu machen. Es geht um den sogenannten Blaulichttag. Auf knapp 20 Seiten wird Werbung für Militär und Rekrutierung gemacht, ohne auch nur den Ansatz einer journalistischen beschäftigung erkennen zu lassen. Das ist nicht nur militaristisch, sondern auch hochgradig irreführend. Daher meine Beschwerde.
An den deutschen Presserat
Einreichung einer Beschwerde/Mitteldeutsche Zeitung – Sonderbeilage vom 05.09.2015
a) Es ist nicht erkennbar, ob es sich um einen Beitrag / eine Veranstaltung der Mitteldeutschen Zeitung handelt oder um eine Fremdanmietung
b) Verquickung Werbung-Militärisches und Journalismus
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich möchte bei Ihnen eine Beschwerde in Bezug auf die genannte Sonderbeilage einreichen. Zu den Kritikpunkten:
a) Die Veranstaltung findet auf dem Gelände der Mitteldeutschen Zeitung statt, zudem steht als Impressum „Redaktion: Mediengruppe Mitteldeutsche Zeitung GmbH & Co. KG, Delitzscher Straße 65, 06112 Halle“, auch wird nicht auf jeder Seite „Anzeige“ geschrieben. Damit ist für mich der Veranstalter und Initiator nicht erkennbar – bzw. es scheint die Mitteldeutsche Zeitung zu sein.
In dem Beitrag wird ganz klar für die Bundeswehr geworben. Es findet keine distanzierte journalistische Berichterstattung statt, sondern es steht die Werbung für die Bundeswehr (in erster Linie; in zweiter: für die Veranstaltung) im Vordergrund. Damit werden journalistische Grundsätze verletzt und die Abgrenzung von Werbung und Beitrag nicht eingehalten.
b) Gerade die Berichterstattung über Militärisches ist unter Verruf geraten – Stichwort ‚embedded journalism‘. Damit ergibt sich für Journalist_innen die besondere Pflicht, sehr sorgsam zu arbeiten und Raum für freie und vom Militär unabhängige Berichterstattung zu erhalten. Das ist nicht gewährleistet, wenn 1. eine solche auf die Präsentation der Bundeswehr (das geht aus der Prominenz ihrer Darstellung hervor) zielende Veranstaltung auf dem Gelände der Zeitung stattfinden darf und 2. die Trennung in Artikel oder Anzeige nicht klar ist. Es entsteht bei dem Leser der Eindruck, dass es eine Verquickung zwischen Mitteldeutscher Zeitung und Bundeswehr gibt – ob die Zeitung journalistisch offen berichtet muss dem Leser fraglich erscheinen.
Ich bitte daher darum, die Mitteldeutsche Zeitung hierfür zu rügen und damit Freiraum für journalistische Berichterstattung zu erhalten.