ein Gastbeitrag von Dirk Dumke
Verkauft der Rostocker FC seine Fussballseele und wird zur Fussballkompanie?
Alles begann 1895. Eine Handvoll Jahre vor der Jahrhundertwende wurde der Rostocker FC gegründet. In der Folgezeit war der Werdegang des Vereins durch viele Umbenennungen und Fusionen geprägt. Auch die Entwicklung des Vereins war den Wirkungen des Zeitgeistes unterworfen und konnte sich den Wechselwirkungen der Geschichte nicht entziehen.
Eigentlich verkörpern der Verein, seine Sportler, Mitglieder und Fans das, wofür der RFC steht: Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Fair Play – Werte, die auf und neben dem Spielfeld Bestand haben, aber nicht mit der BW.
Einerseits das gesellschaftliche Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie und der Auftritt von „Storch Heinar“, andererseits das Premium-Sponsoring mit der BW, das eher schleichend und leise kam. Wenn den aktuellen Versuchen nichts entgegengesetzt wird, wird es schwer werden, das Militär wieder aus den Stadien zu verdrängen. Dort hat es aber nichts zu suchen – genauso wenig wie an Schulen.
Als Brustsponsor der A-Jugend wirbt die Rostocker Band „Feine Sahne Fischfilet“, die B-Jugend wird von „Dritte Wahl“ unterstützt. Musikbands, die den Jugend-Fußball sponsern, das ist außergewöhnlich.
Beim Verbandsligist Rostocker FC fließt nicht nur 5.500 Euro in die Vereinskasse,sondern der Cheftrainer, Teammanager und einige Spieler sind von der Bundeswehr und das wurde zu einer Stolperfalle .
Der Vereinsboss holte sich die beiden Marineoffiziere aus der BW in den Verein, seit dem 9.05 2013 ist Jan Kistenmacher Trainer, Marineoffizier ,Wehrdienstberater, und seit dem 1. Februar 2014 ist nun Andreas Murken neuer Teammanager ,beide ehrenamtlich ,beim RFC,
Das Bundeswehrsponsoring kam ehr schleichend beim RFC daher,aber der Kontakt besteht schon seit den 17.12.2011, denn da veranstaltete der Rostocker FC einen Sponsoren-Cup für die E- und D-Junioren, Austragungsort des 1. Copy & Paste Cup war die Sporthalle der Bundeswehrkaserne Hohe Düne. Als dann 2012 ein Videospot auf der Homepage auftauchte zum 20.Rostocker Pils Cup 2012 mit Spielern die mit einem Trainingsleibchen mit dem Aufdruck „Bundeswehr Karriere“ zu sehen sind und als dann schließlich noch Spieler bei Spielen mit diesem Trainingsleibchen und Sporttaschen mit dem Aufdruck „Wir dienen Deutschland“ rumliefen stieß dieser Werbeauftritt auf wenig Gegenliebe in Teilen der Anhängerschaft.
Mit dem Sponsoring kam Ungemach beim RFC auf, denn ein derartiges Engagement der Bundeswehr spaltete den Verein und löste Protest aus.
Als Unbekannte schließlich in der Nacht zum 27. April, an dem der RFC sein Verbandsliga-Heimspiel 1:2 gegen den Grimmener SV verlieren sollte, zweimal »Scheiß Bundeswehr« und einmal »Bundeswehr tötet« an Wände auf dem Vereinsgelände sprühten, waren das für Vereinsboss Greese Straftaten »extremistischer Art und Weise«
Nach Fan-Meinung muss Sponsoring sein im Sport 2014, denn das Geld ist rar in M-V und so freut sich die RFC über jeden Sponsor, aber die Bundeswehr ist kein Sponsor wie jeder andere. Dort werden Soldaten ausgebildet, um bei möglichen Konflikten tödliche Waffen einzusetzen. Im Verein lernen Menschen einen fairen Umgang miteinander. Krieg ist niemals fair. In unseren Augen passt deshalb dieser Sponsor nicht zum RFC.
Obwohl es dem Verein bekannt ist ,das sich in der Anhängerschaft Wehrdienstverweigerer aus DDR und BRD Zeiten befinden, die sich vor dem Bundeswehrdeal aktiv im Verein engagiert haben ,wurde die BW an Bord geholt .
Der Fußballverein ist auch von seiner Anhängerschaft geprägt, die sich Aktiv in die Gestaltung und Entwicklung des Vereinsleben mit Ideen ,Actionen, Leidenschaft und Engagement einbringen und das macht die Lebendigkeit und die Besonderheit des Rostocker FC aus und dort gibt viele Querdenker, die über gesellschaftliche Grenzen hinausdenken.
Verblüffenderweise dürfen sich »Fans und Fördermitglieder, die gegen den neuen Partner sind«, von Vereinsboß Greese verstanden fühlen: »Zum einen haben wir viele Wehrdienstverweigerer aus der DDR und BRD in unseren Anhängerreihen, die aus moralischen Motiven nichts mit dem Waffendienst zu tun haben möchten. Zum anderen besteht die Furcht bei einigen Fans, daß der RFC dadurch das verliert, was er sich langfristig aufgebaut hat«
Die Pankband Feine Sahne Fischfilet hat wegen diesem Kaliber ihr Engagement eingestellt.
Dritte Wahl auf Anfrage
Eines vorweg: „Wir sind nicht glücklich mit dem Sponsoring der Bundeswehr beim RFC. Als wir beim RFC eingestiegen sind gab es den Deal mit der BW noch nicht. Wir hätten uns einen anderen Sponsor gewünscht und würden selbst nicht mit der Bundeswehr arbeiten. Sollten das Sponsoring der Bundeswehr länger bestehen werden wir unserer Engagement beim RFC nach der nächsten Saison nicht verlängern.
Die Pläne der Verantwortlichen beim RFC stoßen auf Widerstand und nicht alle Teilen die Argumentation und Folgen ihr.
Mit dem Allheilmittel Geld wird die Zwangsläufigkeit oder Notwendigkeit des Sponsoring beim Rostocker FC von Verantwortlichen begründet. Für den schnöden Marmor von 5.500 Euro wird die Fußballseele des RFC verkauft und die leidet jetzt.
Trotz des großen Wirbels und Widerstand verstärkte die BW seit Juli 2014 beim RFC ihr Sponsoring.
Das Staatsunternehmen Bundeswehr wird beim RFC nicht als Partner wahr genommen sondern ehr als Besatzungsmacht von einigen Anhängern,denn einige Fördermitglieder und Fans möchten nicht Teil der Imagepolitik der BW werden.
Die Bundeswehr Sportnah im Einsatz
Das Bundeswehrsponsoring zieht sich durch alle Fußball-Ligen und den gesamten Sport.
Die Bundeswehr hat ihre Ausgaben für Nachwuchswerbung im vergangen Jahr erhöht. Knapp 30.000 Mio. Euro wurden dafür ausgegeben, Jugendliche für das Militär anzuheuern und auf 35,3 Millionen Euro im kommenden Jahr erhöht.
Vor zwei Jahren waren es noch 16.000 Mio.,im Sport ,auf Ausstellungen, Messen und in Schulen.
Für die Anwerbung von Freiwilligen kann die Bundeswehr im nächsten Jahr so viel Geld ausgeben wie noch nie. Im Haushaltsentwurf für 2015 sind unter dem Posten „Nachwuchswerbung“ 35,3 Millionen Euro vorgesehen. Das sind 5,3 Millionen Euro mehr als im laufenden Haushaltsjahr und sogar dreimal so viel wie 2010. Damals gab es allerdings noch eine Wehrpflicht. Nach deren Wegfall benötigt die Bundeswehr jedes Jahr 25.000 neue Frauen und Männer.
Die Strategische Neuausrichtung der Sportförderung ist sehr umfassend.
Ob nun im Profisport oder im Amateursport spielt für die BW keine Rolle,es soll nach „betriebswirtschaftlichen Parametern“ ausgewählt werden ,so die Bundeswehr, aber tatsächlich initiiert ehr ein Bundeswehrangehöriger die Kooperation vor Ort.
Finanzielle Unterstützung erhalten die Vereine vor allem für Bandenwerbung, Bodenwerbung,Werbung auf der Sportausrüstung,Werbeanzeigen auf der Homepage, Printwerbung und Videospot,sowie Info-Veranstaltungen, wo das Bundeswehrlogo sich als ganz normale Arbeitgebermarke mit Slogan wie,“Wir Dienen Deutschland und Bundeswehr Karriere“
wirbt.
Über die Werbepraxis der BW findet bislang eine unzureichende Debatte statt, ist regulär gekaufte Werbezeit im Sport, wo Kinder und Jugendliche sind Verantwortungsvoll?
Mathias Knop meint
Ich kann die Bedenken einiger Fans und Mitglieder verstehen (habe selbst den Wehrdienst verweigert), habe es aber noch nicht erlebt, dass einer der Jugendlichen auf einen Job bei der BW angesprochen wurde. Für mich steht die Förderung des Sports im Mittelpunkt und ich könnte bei vielen anderen Sponsoren auch ein „Haar in der Suppe“ finden.
Hier wird immer nur die BW im Zusammenhang mit dem Töten von Menschen in Zusammenhang gebracht. Nirgend wird der Einsatz der BW zum Schutz unterdrückter Gruppen oder der Einsatz bei Flutkatastrophen nur im Ansatz erwähnt.
Ich finde es ist ein sehr einseitiger Bericht, da nur eine Meinung (die eigene), akzeptiert wird. Mich hat auch niemand gefragt wie ich es finde, dass zwei „Musikgruppen“ als Sponsor auftreten. Meine Wahl wäre es nicht gewesen.Trotzdem finde ich es gut, das diese Personen sich mit dem Thema Jugendförderung auseinandersetzen und es unterstützen.
Man sollte auch mal akzeptieren, dass in einem Verein auch andere Meinungen gelten und der RFC immer noch ein Sportverein und keine Plattform für polit. Meinungen ist. Wer sich polit. betätigen möchte sollte dies auf anderen Wegen tun.
Wo ist ansonsten die Grenze ? Werden Mitglieder die politisch nicht ins Raster fallen ausgeschlossen?
Bitte auch mal über den Tellerrand schauen.
Abschließend möchte ich noch sagen, dass ich bei dem ersten Copy & Paste Turnier des RFC dabei war und wir froh waren, unter so guten Bedingungen ein Turnier ausstatten zu können. Dies ist im Großen dem Einsatz der Trainer zu verdanken, die es organisiert haben.