Ich habe euch ein paar Eindrücke zusammengestellt – ich durfte nun zum ersten Mal in beiden Städten sein (und habe auch in Philly [Philadelphia] etwa die Independent-Hall und die Freiheitsglocke besichtigt).
Quer durch alle Lager werden derzeit die Kämpfe in der Christopher Street rings ums „Stonewall Inn“ gefeiert. Geht man gerade durch Washington oder New York hat man den Eindruck, dass tatsächlich nahezu jeder Laden mitmachen möchte und nahezu alle Menschen feiern wollen: 50 Jahre erfolgreiche Kämpfe.
Über einige Jahre wurden die damaligen Straßenschlachten mit der Polizei noch einfach als Teil lesbischer und schwuler Emanzipationsgeschichte betrachtet, die eigentlichen Protagonist*innen gerieten in den Hintergrund. Heute hat sich selbst in der Bundesrepublik Deutschland die Sicht durchgesetzt, dass es gerade Schwarze Leute, Trans*-Leute, der Arbeiterklasse waren, die in der ersten Reihe kämpften. Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera sind endlich im Blick – sowohl in den USA als auch in der Berichterstattung in Deutschland.
Die aktuellen historischen und künstlerischen Aufbereitungen in den USA sind der Rede wert! So gibt es aktuell sowohl in Washington als auch in New York einige erstklassige Ausstellungen zu besichtigen, die sich insbesondere mit Stonewall befassen, aber auch darüber hinaus Arbeiten – insbesondere solche von Queers of Color – in den Fokus rücken. Ein paar Eindrücke sollen im Folgenden eröffnet werden.
Bronx
Gleich bei dem Stadion der New York Yankees sind zehn von insgesamt 30 Bänken in New York aufgestellt, die künstlerisch im Sinne der Stonewall Riots gestaltet wurden. Die drei folgenden Darstellungen geben einige Impressionen:
Im nahegelegenen Bronx Museum gibt es eine Ausstellung der „Useless Machines for Dreaming, Thinking, and Seeing“, die zwar nicht ausdrücklich auf Geschlechtliches und Sexuelles fokussiert ist, aber hilft, den eigenen Horizont zu erweitern. Auch hiervon eine Impression:
Brooklyn
Zwei Darstellungen aus der Ausstellung des Brooklyn Museums wurden bereits oben aufgenommen. Diese Ausstellung ist tatsächlich besonders empfehlenswert, weil sie gerade den Anteil von Lesben und/oder Trans* of Color an den Straßenkämpfen in den Fokus rückt. Gleich benachbart befindet sich im selben Museum eine weitere Ausstellung – zu „Care Networks“. In ihr zeigen Künstler*innen (of Color), wie wichtig Sorgenetzwerke sind und wie unterschiedlich sie aussehen können, je nach „Community“ oder eigenem Umfeld. Auch hier sind gerade queere Perspektiven zentral. Zwei Impressionen:
Manhattan
Hier gibt es eine – wie die in Brooklyn – unbedingt sehenswerte Stonewall-Ausstellung. Unter dem Titel „Love & Resistance“ werden in der Public Library New York die Kämpfe in der Christopher Street des Jahres 1969 gewürdigt. Auch hier geht der Blick zunächst auf die Kämpfe selbst – und dann auf die Veränderungen, die durch sie angestoßen wurden. Dabei spielen selbstverständlich Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera Hauptrollen:
Auch die Ausstellung „Art after Stonewall – 1969-1989“, die in der Grey Art Gallery der New York University ausgestellt ist, ist empfehlenswert. Bei ihr ist auch die Begleitbroschüre sehr beachtenswert, die punktuell auch über die Ausstellung hinausgeht und gerade Perspektiven of Color hervorhebt.
Besonders erwähnt werden sollen hier nun noch zwei Ausstellungen, die das Themenfeld etwas weiten. Die erste von ihnen läuft unter dem Titel „Radical Love“ und ist in den Räumen der Ford Foundation untergebracht. Aus meiner Sicht werden dort ganz bemerkenswerte künstlerische Beiträge gezeigt. Unter anderem ein Video von Sue Austin, aus dem im Folgenden eine Abbildung entnommen ist.
Die andere Ausstellung wurde mit Unterstützung des Berliner Schwulen Museums konzipiert und ist unter dem Titel „Queer as German Folk“ im Goethe Institut NY zu sehen. In ihr wird sehr reflektiert ein knapper Abriss über die Geschichte von LSBTIQ in Deutschland West und Ost gegeben – sowohl in Bezug auf Verfolgung als auch Emanzipation. Besonders beachtenswert ist dabei, dass auch die aktuellen Debatten um §§218 und 219a nicht ausgespart sind und dass ein größeres Augenmerk auf People of Color gelegt wird. Die folgenden Exponate geben einen kurzen Eindruck:
Washington
Und auch Washington erstrahlt derzeit in aller Farbenpracht. Dort gibt es im Newseum eine sehenswerte Stonewall-Ausstellung, die einige Aspekte der Geschichte aufgreift und auch eine sehenswerte Videoinstallation bereithält – wiederum sind Marsha P. Johnson und Sylvia Rivera zentrale Figuren (siehe Bild unten).
Alle genannten Ausstellungen außer die im Brooklyn Museum und im Newseum sind kostenfrei zugänglich.