Veto durch den Fußball-Verband Sachsen-Verbot der Trikotnutzung
„NORDLAND“ – (k)ein Laden wie jeder andere? – Ein Überblick über die Entwicklung.
ein Gastbeitrag von Dirk Hogess
Fußball-Kreisoberliga Neuer Sponsor des SV Bautzen sorgt für Unruhe.
Denn eine ganze Reihe von Vereinen im Freistaat hat ein Neonazi-Problem.
Von dem Nazi-Problem auf der Dresdner Tribüne, bei Lok Leipzig und Energie Cottbus deren Anhänger in der Regionalliga den Gegner mit „Arbeit macht frei – Babelsberg 03“ verhöhnten, hat fast jeder gehört. Die Probleme kleinerer Vereine dringen kaum durch. Da fehlt nur der Scheinwerfer. In Bautzen gut etwa 50 Kilometer östlich von Dresden gelegen, liegt Wilthen etwa 9 km südlich der Großen Kreisstadt Bautzen und 45 km östlich von Dresden in der Oberlausitz.
Kürzlich präsentierte dort der SV Bautzen aus der Kreisoberliga stolz seinen Neuen Sponsor auf der Klubeigenen Facebookseite mit Mannschaftsfoto mit der neuen Trikotwerbung Saison 2017/2018. Auch am Metallgeländer vor dem Vereinshaus des SV Bautzen. Auf der Webseite unter Sponsoren: Es ist nicht erlaubt diese Ressource einzusehen! Seitdem sorgt der SV Bautzen aus der Fußball-Kreisoberliga mit seinem Neuen Sponsor „Nord-Laden“ aus Wilthen für Unruhe in der Politik. Bautzen und Umland verfügt seit über Jahren über aktive und vernetzte Neonazi-Strukturen.
Der Sponsor machte die Politik stutzig.
Damit löste SV Bautzen Unmut, Empörung und Diskussion in der Lokal-und Landespolitik aus.
„Der Fall zeigt einmal mehr, wie eng die Vernetzung rechtsradikaler Strukturen in unserer Gesellschaft vorangeschritten ist. Betroffen macht mich, dass sich bisher niemand aus dem Verein, weder Spieler noch Funktionäre, öffentlich von diesem Neonazi-Sponsor distanziert haben“, erklärt Heiko Kosel, MdL (Fraktion Die Linke).
Gegenüber des MDR November 2017: Aufklärendes Gespräch mit Verein gefordert
Der SPD-Fraktionschef im Bautzener Stadtrat, Roland Fleischer, findet, dass die Vereinsförderung durch öffentliche Gelder bei diesem rechtslastigen Hintergrund unbedingt zu hinterfragen sei. „Hier müssen ein aufklärendes Gespräch mit den Verantwortlichen des Vereins, der Stadt, den Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats und dem sächsischen Fußballverband stattfinden und entsprechende Konsequenzen aufgezeigt werden.“
Vereinsarbeit solle ein bindendes Glied in einer Gesellschaft sein. Der Hintergrund von Marken wie Thor Steinar sei jedoch trennend, fremdenfeindlich und in seinen Zielen rassistisch. „Ob das allen Vereinsmitgliedern klar ist, bezweifle ich. Umso wichtiger ist die jetzige Diskussion“, sagt Roland Fleischer-Der SPD-Fraktionschef im Bautzener Stadtrat.
Auch der Westlausitzer Fußballverband (WFV), zu dem der SV Bautzen gehört, ist durch die Sponsor-Geschichte sensibilisiert und will der Sache jetzt nachgehen, sagt Geschäftsführer Gojko Sinde dem MDR. Denn der Shop verkauft Marken-Bekleidung von „Thor Steinar“, Yakuza oder Label 23, die vor allem „Lieblingsbekleidung der Rechtsextremen- und Hooliganszene“ sind. Im Gewerbeverzeichnis steht der Laden als „Bekleidungsgeschäft. Im unverdächtiges Mäntelchen daher kommt. Dahinter nicht nur Geschäftsinteressen stehen. Nun laufen die Spieler mit dem Schriftzug „NRDLND“ des Ladens „Nordland“ auf. Thor Steinar ist im Bundestag, dem Landtag von Mecklenburg-Vorpommern sowie Sachsen und vielen Fußballstadien ist die Marke verboten. Im Angebot von Thor Steinar ist auch ein T-Shirt mit dem Aufdruck: „Stadion Verbot! Na Und?“.
Ladeninhaber Markus Rose sieht in den Marken kein Problem. Die vertriebene Modemarke, die nordische und völkische Symbolik in einem modernem Gewand salonfähig machte und somit weiter zur Verbreitung des entsprechenden Gedankenguts führte. „Nordisches Land“, also ein von Wikingern und Germanen geprägtes, kriegerisches Land gemeint ist, welches schon im Dritten Reich in Hitlers Rassenwahn als Heimat der nordischen, „arischen“ Rasse galt, bekommt das ganze eine andere Bedeutung. NORDLAND steht damit ganz in der Tradition anderer Neonazi-Shops, die bereits geoutet und geschlossen wurden. Auch bei der Boxnacht in Bautzen zu der die Boxabteilung SV Post Germania Bautzen am 18. November 2017 zum vierten Mal lud, taucht der Wilthener „Nordland-Laden“ unter Sponsoren 2016/17 in einer Danksagung auf einer Grafik auf.
Und dann wäre da noch Yakuza Premium Store- im Design Logo mit Totenkopf.
Ein Spaltprodukt der weitgehend unhinterfragten Bautzner Marke Yakuza Inc..
Beide Marken schaffen mit martialischem Design und „Outlaw“-Image den Brückenschlag zwischen rechter Szene und Mainstream. Und zumindest Yakuza Inc. hat damit einem nicht unerheblichen rechten Vertriebsnetzwerk (siehe Nordland Wilthen, siehe The Store Pirna) ein sicheres Standbein verschafft hat.
ANTIFA RECHERCHE TEAM DRESDEN
Boxnacht Bautzen: Nazis vor und hinter den Kulissen
Aus die Antifa Recherche Team Dresden
Im Mittelpunkt des Boxabends standen bekannte Nazis – als Kämpfer, Veranstalter und Sponsoren. Einer der prominentesten Kämpfer der für den SV Post Germania Bautzen im Ring stand, war Frederic „Freddy“ Pöthig. Seit mehreren Jahren ist der 25-Jährige nicht nur im Amateurboxen, sondern auch in der Bautzner Naziszene aktiv, gehört zum Umfeld der Gruppierung „StreamBZ“ und der rechten Fangruppierung „SGD Supporters Bautzen“. Der überzeugte Nazi hat eine Beamtenlaufbahn eingeschlagen. Die vom Antifa-Rechercheteam Dresden erhobenen Vorwürfe seien im sächsischen Finanzministerium erstmals Mitte Dezember bekanntgeworden, teilte Sprecher Stephan Gößl nach einem Bericht der Sächsischen Zeitung vom 21. Dezember mit. Wie die erscheinende Zeitung berichtet, werde der Fall derzeit „vertiefend“ geprüft. Der Beamte steht unter Verdacht, eng mit der Rechtsextremisten-Szene in Bautzen verbandelt zu sein. Das Finanzministerium hat sich von den Beamten getrennt. ( Nach SZ
21.12.2017)
Und auch der auf dem Boxnacht-Plakat angekündigte Maximilian Mahr ist kein unbeschriebenes Blatt.
Man habe bereits der Boxabteilung des SV Post Germania wegen des Sponsors Nordland-Laden die Mittel für die Bautzener Boxnacht gestrichen.
Noch 2016 unterstützte die Stadt die jährlich stattfindende Boxmeisterschaft. „Aber weil der Verein nun diesen Sponsor hat, gab es von uns in diesem Jahr kein Geld mehr“, so Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) gegenüber der Sächsische Zeitung.
Es ist nicht der erste Fall, denn 2011 veranstaltete der damalige Drittligist Dynamo Dresden eine Autogrammstunde beim Vereinssponsor Sportcollection aus Altenberg im Erzgebirge. Auch dieser Laden hatte Hosen, T-Shirts und Mützen von Thor Steinar im Angebot. Dynamo Dresden gab damals zu: Die Aktion sei „unsensibel“ gewesen – immerhin hatte der Verein den Besuchern seiner Heimspiele schon 2007 verboten, die Marke im eigenen Rudolf-Harbig-Stadion zu tragen.
Der Betreiber des Ladens „NORDLAND“ soll unter anderem mit der rechtsextremen Band Asatru in Verbindung stehen, schreibt Steffen Grundmann, der für Die Linke im Bautzener Stadtrat sitzt. Die Band wurde 2011 vom Sächsischen Verfassungsschutz als „rechtsextrem“ eingestuft.
In den Liedtexten werden Rassismus, Antisemitismus und Gewalt propagiert. Aber auch der Germanen- und Wikingerkult sowie die nordische Mythologie sind Inhalt der Texte.
„Asatru“ ist eine NSBM-Band aus dem ostsächsischen Bautzen. Sie macht nach eigenen Angaben eine Mischung zwischen Death- und Blackmetal. Textlich geht es um „Germanentum“ und die üblichen neuheidnischen Inhalte, wie ja bereits der Bandname deutlich macht:
Die 2004 und 2008 Alben beim Chemnitzer Nazi-Label „PC Records“ veröffentlichte.
National Socialist Black Metal, abgekürzt NSBM (Nationalsozialistischer Black Metal) ist eine Bezeichnung für neonazistische Strömungen innerhalb der Black-Metal-Subkultur.
Überarbeitung von Satzungen oder Sportplatzordnungen umfassen.
Für Vereine sei ein klar definiertes Wertefundament wichtig, um effektiv gegen Rechtsextreme vorgehen zu können. Auch im Lokalsport versuchen Rechtsextreme mitten im zivilgesellschaftlichen Leben Fuß zu fassen. Dieses kann entweder in der Vereinssatzung aufgenommen oder in der Sportplatzordnung niedergeschrieben werden- in dem klar gegen Rassismus Stellung bezogen werde. Dort steht beim SV Bautzen nichts dazu. Die Distanzierung des Vereins fehlt bis Heute, auch wenn der Verein fast ausschließlich vom Ehrenamt getragen werde.
Die Vereins-Satzung könnte diesbezüglich geändert werden- ein Absatz aufgenommen, in dem klar gegen Rassismus Stellung bezogen werde.
Der Verein war für eine Stellungnahme nicht erreichbar-weder per Telefon und E-Mail-Anfrage.
Sächsischer Fußballverband verbietet umstrittene Trikotsponsor-Werbung des SV Bautzen.
Die Werbung sei mit den Statuten nicht vereinbar, hieß es dazu in der Verbandszentrale in Leipzig.
Das sei dem Verein Ende vergangener Woche mitgeteilt worden. Der Antrag des Bautzener Vereins, die Trikots mit der Werbeaufschrift des neuen Sponsors tragen zu dürfen, wurde somit abgelehnt. Dazu erklärt der Bautzener Landtagsabgeordnete Heiko Kosel: „Das beabsichtigte Sponsoring durch den Neonaziladen Nordland in Wilthen halte ich für keinen „Ausrutscher“ oder „Einzelfall“, sondern für Teil einer gezielten Strategie seitens der Rechten, den Fußball zu unterwandern. Diesen Bestrebungen muss mit aller Konsequenz begegnet werden“.
Kehrtwende? Aber nur auf Druck.
Der Verein verzichtet nun auf die Unterstützung durch „NORDLAND“
Bei einem Gespräch im Rathaus hat der SV Bautzen versichert, dass er auf die Trikots mit der Werbung des Wilthener Bekleidungsgeschäftes Nordland endgültig verzichten will. Die Aussage des Vereins sei glaubhaft gewesen, erklärte Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) am Mittwoch bei der Stadtratssitzung. „Die Vereinsmitglieder haben auch nachvollziehbar erklärt, dass sie nicht wussten, was bei diesem Geschäft dahintersteckt“, so Ahrens. In dem Laden gibt es Kleidungsmarken zu kaufen, die allen voran von Anhängern der rechtsextremen Szene getragen werden – darunter etwa Thor Steinar.
Bis Heute haben sich Vereins-Funktionäre nicht öffentlich dazu geäußert und davon distanziert.
Hat der Fußball nun ein besonderes Problem: Oder ist er damit nur Spiegelbild der Gesellschaft?