ein Gastbeitrag von Dirk Hogess
Ein Platzsturm, Parolen und antisemitische Beleidigungen überschatteten die Partie.
HSV SPRICHT STADIONVERBOTE AUS
HSV muss Strafe von 1000 Euro zahlen
Seit Monaten ist her, am 19. Februar, war es beim Auswärtsspiel der Hammer Spielvereinigung in Lippstadt am 20. Spieltag im Nachbarschaftsduell der fünfligisten in der Oberliga Westfalen zum Platzsturm mit antisemitischen Gesängen von Dortmunder und Hammer Neonazis gekommen. Das Derby vor 600 Zuschauern beim Spitzenspiel zwischen SV Lippstadt 08 – Hammer SpVg mit 2:0 (1:0)- behielt der Gastgeber mit Kaltschnäuzigkeit die Nase vorn. Die gute Bilanz von Hamm hat einen Dämpfer bekommen. Der SVL hatte im Hinspiel beim HSV die Nase klar mit 3:0 vorn gehabt. Ein stattliches Polizeiaufgebot begleitete auch die Partien.
Auch in der Vergangenheit kam es zu Auseinandersetzungen mit szenebekannter rechter Anhänger und der Verein wird der Problemlage nicht Herr. Auch schon 2015 in der zweiten Halbzeit zogen die Fans ein Banner hoch, vermummten sich dahinter und zündeten diverse Pyrotechnik. Also die Hammer SpVg mit Vorgeschichte und Teures Nachspiel. Auch 2016 ermittelte der Staatsschutz gegen rechte HSV-Fans. Praktisch aus dem Nichts kommt das Nazi-Problemen bei der Hammer SpVg des Oberligisten nicht, denn Neonazis und rechte Hooligans können schon seit längerer Zeit ungestört zu den Spielen der Hammer Spielvereinigung gehen. Die HSV war eigentlich durch die Ausschreitungen gewarnt. Wahrnehmungsdefizite beim Hammer SpVg den aktuellen Tabellenzweiten und einen der heißesten Anwärter auf den Aufstieg in die Regionalliga- den Aufstiegsaspiranten. Bereits nach Spielbeginn wurde vom schwarz gekleideten Mob Pyrotechnik gezündet und auf das Spielfeld geworfen. Unter den Hammer Anhängern im Gästeblock waren viele gewaltbereite aus der Hammer und Dortmunder Neonazi-Szene. Prompt folgten während der Partie vom schwarz gekleideten Mob einschlägige dumpfe Parolen der Neonazi-Szene wie „Frei, sozial und national“ anstimmte. Der traurige Höhepunkt wurde mit dem Sprechchor „SV Lippstadt, Jude, Jude, Jude“ erreicht. Eine weitere Eskalationsstufe der extrem rechten Gewalt, dann in der Mitte der zweiten Halbzeit (66.) ist die Situation, als eine Rauchbombe vom einschlägigen Mob gezündet wurde, eskaliert. Von einigen der Zaun erklommen. Sie nutzten die Aufräumaktion der Ordner. Einer von ihnen sprang auf das Spielfeld und wurde vom dort platzierten Ordner zum Fluchttor begleitet. Der Ordner öffnete das Tor, so dass plötzlich ein Teil der Personen auf den Rasenstreifen hinter dem Tor stürmte. Die bedrohliche Situation wurde von Ordnern und der Polizei in kürzester Zeit wieder beendet- konnten wieder in den Gästefanblock zurückgedrängt werden. Während der Partie waren insgesamt 140 Beamte im Einsatz und trennten die beiden Fanlager. Wegen der Vorkommnisse der Anhänger der Hammer Spielvereinigung, ermittelt die Polizei wegen Hausfriedensbruchs und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz und überdies ermittelt die Abteilung Staatsschutz wegen Volksverhetzung. Das Spiel musste für zehn Minuten daraufhin unterbrochen werden. Schiedsrichter Exner (Beelen) hatte Spieler, Trainer und Betreuer zur Sicherheit in die Kabine geschickt und danach wurde das Spiel dann wieder angepfiffen.
„Das waren keine Fans von uns“, meint Dennis Kocker danach im Westfälischen Anzeiger (19.02.17). Nach der Recherche der Antifa Hamm reagierten die lokalen Medien und die HSV erst.
Dies sieht die „Antifa“ Hamm ein wenig anders: Diese bezeichnet die Hammer Spielvereinigung als „Wohlfühlort und Tollhaus für Faschisten und rechte Hooligans“ und fordert den Verein auf, zu handeln. Es verwundert also kaum, dass die Vorfälle in Lippstadt im Nachgang verklärt wurden. Zumal besagte militante Neonazis auch mit dem offiziellen „Samba-Fan-Bus“! an- und abreisten durften. Seit dem Jahre 2003 traten Neonazis unter dem Label „Kameradschaft Hamm“ (KSH) an die Öffentlichkeit. Nordrhein-Westfalen hat die drei aggressivsten Neonazi-Gruppierungen mit insgesamt 133 Mitgliedern im Land verboten und aufgelöst: die „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL), der „Nationale Widerstand Dortmund“ (NWDO) und die „Kameradschaft Hamm“ (KSH). Sie seien fremdenfeindlich, rassistisch, antisemitisch und eine Gefahr für ein friedliches Zusammenleben, begründete NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Donnerstag 23.08.2012 sein Vorgehen. Er betonte, es sei eine enge Verbindung zur rechtsextremen NPD ans Licht gekommen. Nur wenig später reorganisierten sich die Dortmunder und Hammer Neonazis in der Worch-Partei „Die Rechte“. „Die Rechte Hamm“ tritt sogar regelmäßig in größeren Gruppen bei den Spielen auf. Mehrere Neonazis haben (2003), die den HSpVg-Fanklub “Supporters Hamm” (Fussballfanclub der Hammer Spielvereinigung) gründet. Das war offensichtlich eine Tarnorganisation. Im Falle des Fanklubs “Supporters Hamm” ist dies beim HSV Geschehen, inzwischen ist diese Auseinandersetzung offensichtlich wieder notwendiger denn je geworden.
Danach ständiges verschieben und wohl eher aussitzen
22.03.17
Thema Problemfans vertagt:
Der Sportausschuss wollte sich am Mittwoch damit befassen, doch die Sitzung wurde abgesagt.
Mit Spannung war am Mittwoch die Sitzung des Sportaussschusses
der Stadt Hamm erwartet worden. Es gab eine Anfrage der Grünen, ob und wie die von einer CDU-FDP-Koalition regierte Stadt auf die »Situation mit einem konkreten Hilfsangebot reagiert«. Eine Antwort darauf gab es nicht. »Wir haben noch keine Stel- lungnahmen von der Verwaltung und von den entsprechenden Gremien«, sagte der Sportausschuss-Vorsitzende Kai Hegemann (CDU) und verschob die Anfrage in die nächste Sitzung – die ist kurz vor den Sommerferien.
Sportausschuss befasst sich erst nach Saison mit „HSV-Problemfans“
15.05.17
Der Sportausschuss wollte sich am Mittwoch damit befassen, doch die Sitzung wurde abgesagt. Nun der Termin am 5.07.17.