Am 25. Februar beginnt die Veranstaltungsreihe “Krieg und [Populär]Kultur” mit zahlreichen Veranstaltungen. Hier nun die komplette Übersicht:
Alle Veranstaltungen finden im Pavillon Hannover (Lister Meile 4) statt!
Hier findet sich der Übersichtsflyer (pdf-Datei)!
Dienstag, 25. Februar, 19:00 Uhr:
Es fiel ein Schuss in Sarajevo: Über das Leben von Käthe Kollwitz – von und mit Lore Seichter-Muráth
In der essayistischen Collage wird das alltägliche Leben der Familie Kollwitz im Juni 1914 kontrastiert mit den Veränderungen, die das folgenschwere Attentat auf das Thronfolgerehepaar in Sarajevo im August 1914 auf nahezu die ganze Welt hatte. In der Collage aus Lesung, Gesang und Schauspiel über die erste Lebenshälfte der Käthe Kollwitz wird der Zusammenhang von künstlerischer Entwicklung und seelischem Schmerz ins Zentrum des Geschehens gerückt. Mit unterschiedlichen Darstellungsformen werden die schwankenden Stimmungen der durch tiefe Umbrüche gezeichneten Zeit seismographisch aufgezeichnet und wecken jenes Fünkchen an Vorstellungskraft, das letztendlich Empathie mit den Zielen der Kollwitz als Pazifistin hervorrufen wird. (Infos: www.lore-seichter-murath.de)
Mittwoch, 5. März, 19:00 Uhr:
100 Jahre Krieg: Musik als Instrument von Überredung, Harmonie und Folter
Der Vortrag stellt etwas von dem breiten Fächer von Funktionen vor, die Musik im Zusammenhang mit Herrschaft und Krieg als gewaltsamer Austragung von Konflikten erfüllt. In der Regel „gewaltfrei“ unterstützt sie Aufputschen und Beruhigen, Gemeinschaftsgefühle unter den eigenen und Feindseligkeit gegen die anderen, Demütigung und Widerstand.
Im 1. Weltkrieg waren nicht zuletzt die „Materialschlachten“ mit ihrem bis dahin unerhörten Lärm eine der Innovationen. In den heutigen „Kriegen gegen den Terror“ ist die Verwendung von Musik als Lärmfolter eine der Innovationen. Der Referent Prof. Dr. Hanns-Werner Heister ist Musikwissenschaftler. Seine weitgefächerten Interessen- und Forschungschwerpunkte haben ihr Zentrum in einer herrschafts- und gesellschaftskritischen Analyse von Musik und Musikkultur.
Mittwoch, 12. März, 19:00 Uhr:
Das virtuelle Schlachtfeld: Kriegs-Videospiele und die Verbindung zwischen Militär, Rüstungsindustrie und Videospielbranche
US-Truppen marschieren 2014 in den Iran ein, die russische Armee besetzt 2016 Berlin und Hamburg und die USA sind im Jahr 2027 von Nordkorea erobert – heutige Videospiele erzählen brisante Geschichten. Oft werden dabei einem Millionenpublikum vor allem westliche Feindbilder präsentiert und Ängste verbreitet. Auf der anderen Seite propagieren viele Spiele Militärinterventionen, soldatisches Heldentum, moderne Rüstungsgüter und eine zunehmende Militarisierung im Inland. Dazu kooperieren viele Videospiel-Hersteller auch mit Rüstungsunternehmen und dem staatlichem Militär – einige der Software-Produzenten sind sogar selbst in der Rüstungsindustrie tätig. Der Referent Michael Schulze von Glaßer, *1986, Politikwissenschaftler und freier Journalist. Ist Beirat der „Informationsstelle Militarisierung e.V.“ und betreibt den YouTube-Kanal „Games’n’Politics“. Ab 18 Uhr werden drei Computer aufgebaut sein für diejenigen, die Kriegsspiele vor der Veranstaltung ausprobieren möchten.
Donnerstag, 20. März, 19:00 Uhr:
Deutsche Literatur zum 1. Weltkrieg: Begeisterung und pazifistische Kritik
Als nach einer über vierzigjährigen Friedenszeit der Erste Weltkrieg begann, gab es kaum einen Schriftsteller deutscher Sprache, der auf das Ereignis nicht literarisch reagierte. Der Vortrag vermittelt im Blick auf zahlreiche Beispiele berühmter und vergessener Autoren ein Bild der Literatur vor hundert Jahren, das in seiner widersprüchlichen Vielstimmigkeit beunruhigend ist und zuweilen verblüffend aktuell erscheint. Er zeigt dabei, wie bei vielen Autoren die anfängliche Kriegsbegeisterung schon nach wenigen Tagen oder Monaten in desillusionierte Ernüchterung und ein pazifistisches Engagement internationalen Zuschnitts umschlug, das zum Teil auch noch die literarischen Erinnerungen an den Weltkrieg in den zwanziger Jahren prägte. Der Referent Prof. Dr. Thomas Anz ist Professor für Neuere deutsche Literatur und lehrt an der Philipps Universität Marburg.
Dienstag, 1. April, 20:00 Uhr:
Gegen Krieg und Militarisierung: Ein Lesecafé
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden viele antimilitaristische Aktivist_innen geboren, die durch die Militarisierung ihrer Gesellschaft geprägt wurden, sich dagegen wehrten und gerade deshalb gegen Militarisierung und Krieg aussprachen und deren Texte bis heute aktuell sind. Wir wollen uns gegenseitig ihre Texte präsentieren: Kurt Tucholsky, Bertolt Brecht, Erich Mühsam, Rosa Luxemburg, Clara Zetkin oder Emma Goldman – oder auch andere. Bringt die Literatur mit, die ihr vortragen wollt.
3. Mai (Eröffnung 15:00 Uhr, mit Susanne Brandt, Ausstellungsentwicklerin) bis 31. Mai, ebenfalls im Pavillon:
Tout le monde kaputt – Comicausstellung zum Ersten Weltkrieg
Die zwei Comics “Notre Mère la Guerre” und “Svoboda!” der französischen Autoren und Zeichner Kris, Maël und Pendanx werden in dieser Ausstellung vorgestellt. In ihren Bildern entwickeln die Autoren erschütternde Szenen des Krieges an der West- und Ostfront. Die Ausstellung bietet mit der “Comic-Fabrik” auch Einblicke in die Arbeit der Autoren: Wie recherchieren sie, wie entwickeln sie die Geschichten, wie nehmen die Protagonisten Gestalt an? Objekte aus dem Krieg ergänzen die Ausstellung und erinnern die Besucher_innen an die reale Grundlage des im Comic Erzählten.
Veranstaltungsreihe von Kulturzentrum Pavillon und Rosa Luxemburg Stiftung Niedersachsen e.V. in Kooperation mit Forum für Politik und Kultur e.V., Friedensbüro Hannover e.V., GEW Kreisverband Hannover, Kulturforum der Sozialdemokratie in der Region Hannover e.V., Heinrich Heine Universität Düsseldorf, Institut für Geschichtswissenschaften II, Deutsch Französische Gesellschaft Hannover e.V.