ein Gastbeitrag von Dirk Dumke
Die Vertragsverlängerung mit dem Trainer und BW-Sponsoring stand ganz weit oben auf der Prioritätenskala des Verein
Das 120. Jubiläum mit Bundeswehrbeigeschmack beim Verbandsligisten Rostocker FC
Für die Anwerbung von Freiwilligen kann die Bundeswehr in diesem Jahr 35,3 Millionen Euro ausgeben, mehr als je zuvor. Das sind 5,3 Millionen Euro mehr als im letzten Jahr, da waren es noch knapp 30.000 Mio.€ und sogar dreimal so viel wie 2010. Damals gab es allerdings noch eine Wehrpflicht. Nach deren Wegfall benötigt die Bundeswehr jedes Jahr 25.000 neue Frauen und Männer.
Das die Bundeswehr nun auch verstärkt im Amateurfußball Präsenz zeigt hat Gründe. Schließlich finden sich hier Jugendliche, die sich für „Teamgeist, Kameradschaft und Einsatz“ begeistern lassen, so begründet die Armee ihren Einsatz dort. In den Kommandozentralen der Bundeswehr ist man sich da ganz sicher, Sommer- und Wintersportler in Uniform haben viel Edelmetall für die Bundeswehr gewonnen. Doch mit Triathleten und Biathleten allein lässt sich keine Freiwilligenarmee füllen. Aber mit fußballbegeistetern jungen Menschen schon. Die BW verkauft sich auch gerne als Event-und Marketingagentur, seit 2014 kümmert sich eine eigene Abteilung Jugendmarketing um Events. Dort sind sieben Mitarbeiter aus dem Kölner Bundesamt für Personalmanagement beschäftigt und die jährlichen Personalkosten belaufen sich auf 397.197 €.
Die im Kriegsgebiet drohenden Gefahren wie Verwundung, Tod, Traumatisierung oder das Töten von Menschen werden in der Kampagne nicht angesprochen.
Ob nun im Profisport oder im Amateursport spielt für die BW keine Rolle, es soll nach „betriebswirtschaftlichen Parametern“ ausgewählt werden, aber tatsächlich initiiert eher ein Bundeswehrangehöriger die Kooperation vor Ort wie beim RFC.
Der Etat für Sportkooperationen mit Vereinen betrug im Jahre 2014 (420.000€), deutlich weniger als im Jahr 2013 (453.000 Euro), erheblich mehr aber als 2012 (253.000 Euro). Der Löwenanteil floss dabei für Reklame an Fußballvereine.
Alles begann am 20.06.1895 eine Handvoll Jahre vor der Jahrhundertwende wurde der Rostocker FC gegründet von vier Gymnasiasten, mit dem Kauf des ersten eigenen Balles nannte man sich nach englischem Vorbild stolz Rostocker Fußball-Club. In der Folgezeit war der Werdegang des Vereins durch viele Fusionen und Umbenennungen geprägt. Auch die Entwicklung des Vereins war den Wirkungen des Zeitgeistes unterworfen und konnte sich den Wechselwirkungen der Geschichte nicht entziehen. Einen weiteren Entwicklungsschritt gab es 1900, als der Klub sich auch für Spieler öffnete, die keine Schüler mehr waren. Und es wurde eine einheitliche Spielerkleidung eingeführt. Nachdem bisher farbige Bänder die Mannschaften beim Spiel unterschieden, trat der RFC nun mit roten Mützen, weißen Pullovern und blauen Hosen an und sie sind auch Heute noch die Vereinsfarben. Der älteste Fußballclub Mecklenburgs läutete am 19. Juni in einem feierlichen Festakt im Hotel Sportforum sein Jubiläum ein, im Beisein von Landes- und Kommunalpolitiker sowie den Sportverantwortlichen der Hansestadt Rostock und des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Außerdem fand am 20. Juni 2015 auf dem Vereinsgelände in der Satower Straße ein großes Vereinsfest mit attraktiven Gegnern im Jugend-, Männer- und Frauenbereich statt. Kein Geringer als der Deutsche Fußballmeister 2014 der Ü50, der FC Bayern München, nahm an den Feierlichkeiten teil und traf auf die Ü 50 des Rostocker FC um sich die Lederhosen ausziehen zu lassen. Auch der FC Hansa Rostock kam vorbei und traf auf den RFC. Doch nicht allen ist so richtig nach Feiern zumute, denn der Vorstand und auch im besondern der Vereinsboss Nils Greese machten als Feigenblatt den RFC zum Aushängeschild der Bundeswehr und brachten den Verein damit in unnötige Schwierigkeiten, denn diese Neuausrichtung führte unweigerlich zu Protesten und letztlich zur Spaltung des Vereins. So dachte sich der Vorstand es würde geräuschlos ablaufen, aber als dann Widerstand aufkam erwachte man aus dem Dornröschenschlaf und organisierte eine Alibiveranstaltung. Ein Machwort des Vorstands für die Kooperation „Im Verein gibt es unterschiedliche Meinungen zum Thema Bundeswehr“, erklärt Nils Greese – „Im Vorstand haben wir beschlossen, dass die Bundeswehr unser Werbepartner bleibt – von diesem Weg lassen wir uns nicht abbringen.“
Die enge Sportkooperation die der Vorstand mit dem „Karrierecenter Berlin“ der Bundeswehr abgeschlossen hat ist verantwortlich für den Zustand im Club. Der Trainer gibt die argumentative Marschroute für das BW-Sponsoring vor. Seine Äußerung dient zur Ablenkung, weil ja alles klar ist, „Der Verein besitzt kaum finanzielle Mittel, hat eigentlich gar kein Geld“.
Von Vereinsseite war vorher kein Hilfeschrei zu vernehmen. Wir haben kein Geld mehr!
Und der Vereinsboss der einst selber im Fanblock stand rechtfertigt den BW-Deal als Notwendigkeit „Ich würde mir wünschen, dass beide Seiten aufeinander zugehen. Damit unsere Fans sehen, dass das Bundeswehrengagement dem Verein wirklich hilft“, sagt Greese, doch die Sache ist etwas ernster.
Die BW erweckt Vordergründig den Anschein sie will den Sportvereinen ja mit den Steuergeldern aus dem Verteidigungsministerium nur helfen und so rechtfertigten es auch die Vereinsträger, doch die Bundeswehr will ihren entscheidenden Nutzen daraus ziehen, denn hinter der BW -Werbeshow steckt die Rekrutierungsmaßnahme. Das Staatsunternehmen Bundeswehr steht mit anderen Wirtschaftsunternehmen in Konkurrenz und wirbt um junge und frische Nachwuchskräfte.
Aber das Kriegshandwerk ist nicht so attraktiv und so ergibt sich ein Rekrutierungsproblem. Deshalb versucht die BW ihren Werbefeldzug zu optimieren mit einer omnipräsenten Werbekampagne auf Verkehrsmittel, auf Schülermonatskarten, mit TV-Spots, mit Events und modernen Jugendmarketing um junge Menschen für die Streitkräfte zugewinnen.
Der Fingerzeig des Marineoffizier weist nun in eine andere Richtung. Die Führungscrew verkauft das BW-Sponsoring immer als Samariter und Vereinshelfend, aber die Kehrseite ist Spieler und Spielerinnen und Offizielle stehen dem BW-Partner gerne für repräsentative Zwecke zur Verfügung und das hat man mit der BW im Sportkooperationsvertrag so abgeschlossen.
Seit dem Sommer 2014 verstärkte die Bundeswehr ihr Sponsoring und ist einer der Werbepartner des Rostocker FC mit Slogan wie Bundeswehr oder Marine „Karriere mit Zukunft“ und „Wir. Dienen. Deutschland.“ . Zum Publikumsliebling avancierte sich die BW nicht gerade und auch nicht zum Fußballgott beim RFC-Anhang. Die Bundeswehr zahlte dem RFC 5.500 Euro für die Saison 2014/15, auch für die nächste Saison hat sie dann erneut wieder das Recht auf Logopräsenz auf dem Vereinsbus, auf Shirts, Anzügen, Sporttaschen der 1. Herrenmannschaft sowie auf Trainings- Erwärmungsshirts der 1. Männermannschaft und beider Frauenmannschaften. Der immerhin bis zu 15 Prozent des Gesamtetats abdeckt. Und man holte sich zwei Marineoffiziere in den Verein, Trainer Jan Kistenmacher der seit Oktober 2012 im neuen Marinekommando in Rostock mit dem Veranstaltungs- und Besuchsmanagement betraut ist und Teammanager Andreas Murken der im Bereich der Logistik im 7. Schnellbootgeschwader tätig ist, beide ehrenamtlich beim RFC. Auch mehrere Fußballspieler sind bei der Bundeswehr angestellt. Die beim RFC spielen. Das Team wurde auch weiter bestückt mit solchen Spielern und so ausgerichtet.
In der Personalpolitik bleibt der Status quo, die Vertragsverlängerung mit dem Coach und BW-Sponsoring von ebenfalls 5.500 Euro für die Saison 2015/16 stand ganz weit oben auf der Prioritätenskala des Vorstands.
Auch die alten Vereine von Jan Kistenmacher, der MSV 1919 Neuruppin, der SV Union Neuruppin, der Pritzwalker FHV 03 und der SV Waren 09, gerieten in den Kreis der erlesenen Kooperationspartner der Bundeswehr.
Der Rostocker FC verkaufte seine Fussballseele und wurde zur Fussballkompanie. Spieler, Spielerinnen und Offizielle stehen dem BW-Partner gerne für repräsentative Zwecke zur Verfügung und sie wurden so zum Marketingwerkzeug für PR-Zwecke. Wie im letzten Jahr, da waren Vereinsoffizielle sowie Spieler mit dem Trainer auf der berüchtigten Gorch Fock bei der Kieler Woche, die ein Segelschiff der deutschen Marine ist, oder im IGA Park beim „Rostock Rockt Musikfestival“ sowie bei diversen Fototerminen kommen die roten sowie blauen Trikots mit BW-Werbung zum Einsatz.
Noch dazu fuhr der Trainer mit der Mannschaft 2013 und 2014 ins Trainingslager in die Marineschule Mürwik sie ist die Offizierschule der Deutschen Marine. Auch die Rostocker FC Frauen trainieren eben mal so im Trainingslager im August 2014 für die Saison 2014/15 bei der Bundeswehr auf dem Gelände Marinestützpunkt Hohe Düne.
Für die Marine kommt hinzu, dass sie auf diese Weise in Rostock vielleicht noch mehr Sympathien für das Marinekommando und den Stützpunkt Hohe Düne gewinnen kann.
Also der Trainer und Marineoffizier Jan Kistenmacher ist nicht nur sportlich Unterwegs ,sondern auch auf Werbetour für die Bundeswehr, dass zeigt das die BW gern auf die Verbindungen ihres eigenen Personals vor Ort setzt um Sportkooperation mit Vereinen zuschließen. Derartige Bündnisse deuten darauf hin, dass die Bundeswehr gern auch auf informellem Wege versucht, sich gesellschaftlich zu verankern. „Betriebswirtschaftliche Parameter“ sind in Bezug auf die Personalgewinnung möglicherweise gar nicht von so von entscheidender Bedeutung, wie die Heeresleitung vorgibt.
Greese erklärt zum Zustandekommen der Kooperation mit dem Rostocker FC: „Unser Cheftrainer Jan Kistenmacher hat eine höhere Position bei der Marine. Dadurch ist es zu dem Engagement gekommen.“ Und Marineoffizier Kistenmacher selbst erwidert auf die Nachfrage, wie er das denn bewerkstelligt hätte, forsch: „Wissen Sie, was ich beruflich mache? Dann ist doch klar, wie ich das geschafft habe.“ Andere Vereine hätten ihn bereits gebeten, seine Kontakte für sie spielen zu lassen.
Infolge dessen führte es dazu das die Punkrockband „Feine Sahne Fischfilet“ 2014 ihr Engagement eingestellt hat nachdem bekannt wurde, dass die Bundeswehr den RFC unterstützt. Die Musiker zierten zwar mit einem Schriftzug weiterhin die Trikots der A-Junioren bis Saisonende, gaben aber bekannt, dass sie „als Band keine Lust darauf haben, ein Teil der Imagepolitik der Bundeswehr zu werden“.Wir werden nicht noch mal Trikotkollektionen finanzieren.
Auf Anfrage im Juni 2015 erklärte der Drummer der Band: „Das Engagement wird eingestellt am Saisonende“ von „Dritte Wahl“, der bekanntesten Punk-Band der Hansestadt, als Brustsponsor für die B-Jugendlichen des Verein, auch sie werden nicht noch mal Trikotkollektionen finanzieren.
Das Sponsoring mit den beiden Punkbands war für den Verein eine wichtige Einnahmequelle, mit je 2000 Euro griffen sie den Club unter die Arme und auch noch aus den Trikotverkäufen wurden ungefähr 1500 Euro generiert. Bis zu fünf Trikots setzte der Verein pro Woche ab, Bestellungen kamen mittlerweile schon aus dem deutschsprachigen Ausland.
Verblüffenderweise tänzelt der Vereinsboss, hin und her, zwischen Lanze brechen für das BW-Sponsoring und sein „Verständnis“ für die Fans, Greese kann die Vorbehalte teilweise verstehen, „weil wir ein besonderer Klub sind, der sich politisch stark engagiert“, aber das macht Ihn gerade unglaubwürdig in der Sache mit dem BW-Deal .
So Greese zu der Situation im Verein „Ich würde mir wünschen, dass beide Seiten wieder mehr aufeinander zugehen. Das vielleicht unsere Fans sehen, dass durch das Bundeswehrengagement dem Verein wirklich geholfen wird. Ich wünsche mir aber auch, dass sich Personen im Verein, die sich an Nietenjacken und bunten Haaren im Vereinsheim stören, mal mit den jungen Menschen auseinandersetzen. Die zahlen auch ihr Bier und hinterlassen alles sauber und ordentlich. Sie tragen auch ihren Teil zum Vereinsleben bei, sowohl menschlich, als auch finanziell. Das macht uns doch als Verein aus. Interessante Ansätze gab es ja schon“.
Obwohl es dem Verein bekannt ist ,das sich in der Anhängerschaft Wehrdienstverweigerer aus
DDR-und BRD- Zeiten befinden, die sich vor dem Bundeswehrdeal aktiv im Verein engagiert haben ,wurde die BW an Bord geholt .
Der Fußballverein ist auch von seiner Anhängerschaft geprägt, die sich in die Gestaltung des Vereinsleben aktiv einbringen und wird durch seine Fans bei Heim-und Auswärtsspielen bunt und lautstark bevölkert, das macht die Lebendigkeit und die Besonderheit des Rostocker FC aus. Seit einiger Zeit können bis zu 20 Fans mit dem Mannschaftsbus mitfahren. So entstand mit der Zeit ein echter Zusammenhalt zwischen Fans und Mannschaft. Durch das BW-Sponsoring ist das Herzstück des RFC herausgerissen worden und zwar das Lebenselixier eines jeden Vereins ,ein Teil der Aktiven Anhängerschaft. Ihnen tut das Herz in der Seele weh und sie fühlen sich vor den Kopf gestoßen, denn sie sind mit Leib und Seele RFC Fans und möchten nicht ein Teil des Reklamefeldzug der BW werden. Die Sympathiewerte für den RFC in dieser Zeit hängen sehr tief. Wir polarisieren nicht, sondern das BW-Sponsoring nach Ansicht der Anhänger und das Einfach hergeschenkt wird, was man Gemeinsam aufgebaut hat, die Bedenken nimmt man beiläufig zu Kenntnis von den Vereinsträgern. Es kommen auch immer mehr jüngere Fans zum RFC und das macht seine Anziehungskraft aus und belebt den Club. Auf Meinungsfreiheit zum BW-Sponsoring gibt die Führungscrew beim RFC nicht allzuviel, als junge Fans ihren Protest mit einem Transparent Ausdrücken wollten wurde Ihnen das Verboten. Man hält es für Völlig überflüssig, aber es wird immer wieder betont vom Vereinsboss es klingt schon etwas putzig und aberwitzig „wir werden von Anhängern geprägt, die über den Tellerrand hinausschauen“. Dann schaltet er wieder in den alten Modus ab und bricht eine Lanze für das BW Engagement. Auch diese Instinktlosigkeit, Beschwichtigungspolitik und Symbolpolitik führte deshalb obendrein dazu das einige Fördermitglieder, Mitglieder und Fans dem Verein den Rücken kehrten. Eher ein Kollateralschaden, oder? Der Verein nahm es in Kauf.
So der Trainer bei Blog Trifft Ball „Zuschauertechnisch hält sich ja der Schnitt. Die einen, die aufgrund der Bundeswehr nicht mehr kommen, fallen daher nichts in Gewicht, da wir durch unseren sportlichen Erfolg auch andere Zuschauer ansprechen. Was ich jedoch nicht verstehe, ist dieser enorme Widerstand gegen das Engagement“.(…)
„Allerdings darf das nicht komplett in linke Richtung abdriften. Wir müssen schon die Mitte wahren, dürfen uns als Verein sowieso nicht in etwaige politische Richtungen positionieren. Dennoch bin ich entschieden gegen Extremismus – gegen Links- und Rechtsextremismus“.
Dazu Greese „Den Spielern ist der Verein zu links und zu politisch. Sie wollen sich nur auf den Fußball konzentrieren und interessieren sich zu weiten Teilen nicht für Politik“.
Als der RFC in der Hinrunde der Saison 2014/15 mehrmals in blauen Trikots mit BW-Werbung und das BW-Logo „Eiserne Kreuz“ spielte, auch zur Jahreswende bei verschiedenen Hallenturnieren im Dezember 2014, Januar und Februar 2015, obwohl die 1. Herrenmannschaft mit GJ REIFEN Groß & Jahncke einen Haupt- und Trikotsponsor hat, beendete dieser daraufhin den Vertrag, der eigentlich bis zum 5.6.2015 Gültigkeit gehabt hätte, vorzeitig im Januar.
Dazu der Inhaber David Groß via Facebook öffentlich, „mit Vertragseinhaltungen hat es der RFC nicht so und lief deswegen auch seid Saisonauftakt zu oft im Bundeswehr Trikot auf. Insofern sollte sich erstmal der RFC an die eigene Nase fassen wie er mit Hauptsponsoren umgeht“.
Was der Vereinsboss naturgemäß von sich weißt mit einem indignierten Dementi: „Es gab eine telefonische Absprache mit David Groß, von der er aber später nichts mehr wissen wollte“ so Nils Greese. Der Vertrag wurde nicht in beiderseitigem Einvernehmen aufgelöst.
Jetzt hat der RFC einen Neuen Hauptsponsor bis zum 30.06.15 mit einer Option um ein weiteres Jahr, aber den ersten Kontakt zum Inhaber der Firma Netznopper, gab es bereits schon im vergangenen Sommer zwischen Trainer Jan Kistenmacher und Manager Max Murken. Die Bundeswehr-Entsandten haben schon einen heikeln Handlungsspielraum im Verein.
Man setzt auch auf den Gewöhnungs und Verständniseffekt von Vorstands und Cheftrainerseite und bei normalen Zuschauern haben sie auch damit Erfolg. Der in Teilen zum Ausdruck kommt.
Als im April die DFG-VK vor dem Spiel gegen den Grimmener SV Flugblätter an die eintreffenden Zuschauer verteilten, gab es zahlreiche positive Reaktionen. Gleichzeitig versuchten hinzukommende Angehörige des Vereins, die Bedeutung des BW-Sponsorings herunterzuspielen. An einem der Tore drohten sie den Aktivisten mit der Polizei. Vereinsboss Nils Greese weigerte sich, ein Flugblatt entgegenzunehmen. Auch ein Gespräch lehnte er ab und drohte brüsk mit Hausverbot.
Klar jeder Verein und seine Fans möchten Erfolg, aber nicht um jeden Preis, so feiern die Fans mit einem freudigen und betrübten Auge.
Trotzdem Glückwunsch! Nach dieser Ära kann man nur einen Neubeginn wünschen und das der RFC sich auf seine zivilen Wurzel besinnt. Dann pusten alle die Kerzen auf der Torte aus.
Auch bei anderen Clubs regt sich Unmut.
Ein Besonders Militärfreundlicher Club ist Hannover 96 ,dafür erhält er von 2012 -2015 insgesamt 153.000 Euro für die Treue und auch dort regt sich Widerstand. Es gab Protest mit einen Flyer gegen die Sportkooperation. Die Regionalliga nimmt die BW auch in Angriff ,der FC Carl Zeiss Jena bekommt von 2013-2015 70.000 Euro dafür, auch Jenaer Fußballfans die gegen Militärwerbung sind protestierten mit einem Transparent mit der Aufschrift: „ Lieber mit Zeiss zum Sieg als mit der BRD in den Krieg“.
Ulla Jelpke MdB kritisierte letztes Jahr die Werbepraxis. »Die Bundeswehr drängt massiv in die Sportwelt, um Nachwuchs unter den Fans zu ködern«, erklärte sie. »Jeder Verein sollte sich gut überlegen, ob er seinen Fans wirklich Werbung für die Bundeswehr zumuten will.« Und weiter: „Von Fairplay und friedlichem Kräftemessen hält das Militär bekanntlich nicht viel“. Sie hat auch Ende August die 96-Fans aufgefordert, sich gegen die Kooperation mit der Bundeswehr zur Wehr zu setzen. Hannovers Jugendliche, sagte sie, sollten sich lieber im Sport messen, als „im Auftrage der Bundeswehr zu verbluten“.
von Dirk Dumke
Noch ein Info zum Cheftrainer beim RFC
Ball der Marine 2013
Kapitänleutnant Jan Kistenmacher gehörte zum Organisationsteam,500 Soldaten, Angehörige und Freunde der Marine hatten am Freitag, dem 29. November 2013 im Hotel Neptun in Rostock-Warnemünde dem 31. Ball der Marine beigewohnt. Eine besondere Feierlichkeit: Wurde der Ball der Marine bislang in Bonn abgehalten, fand er nun zum ersten Mal in Rostock statt, dem Sitz des neuen Marinekommandos.
Zivilcourage auf Hanseatisch vom Verbandsligisten RFC
Der Verein ist auch geprägt vom gesellschaftlichen Engagement gegen Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie und das honorierten die beiden Bands damals mit ihrem Engagement. Dabei geht die Arbeit der Rostocker weit über die klassische Distanzierung zum Rechtsextremismus hinaus. Kinder aus dem Asylwohnheim, welches sich in unmittelbarer Nähe zu den Vereinsanlagen befindet, kommen einmal die Woche zum Fußballspielen. Die komplette Ausrüstung wird gestellt, einen Beitrag müssen die Kinder selbstverständlich nicht entrichten. Ein Herzensprojekt des RFC: „Die Kinder verdienen doch die Chance, wenigstens einmal in der Woche die Tristesse hinter sich zu lassen, so Greese“.
So Äußerte sich der Cheftrainer bei „Block Trifft Ball“. Es gibt ja viele Punkte, die ich mit den Fans absolut teile. Den Widerstand gegen Homophobie und Rassismus, das Engagement für die Asylkinder. Ich habe selbst für den RFC an einem „Golf-gegen-Rechts-Turnier“ teilgenommen. Nur weil ich Offizier und Soldat bin, heißt das ja noch lange nicht, dass ich nicht für diese Werte einstehen kann. Im Gegenteil, in diesen Bereichen fühle ich mich sehr mit dem Verein verbunden.
Die Klubgeschichte des RFC
Vier Gymnasiasten gründeten am 20. Juni 1895 den Verein, mit dem Kauf des ersten eigenen Balles nannte man sich nach englischem Vorbild stolz Rostocker Fußball-Club. 1908 hatte der Verein schon 125 Mitglieder. Unser Vereins-Sportplatz existiert schon ungefähr seit 1911 an der Satower Straße und dort wird Freud und Leid Fortan geteilt. 1919 Zusammenschluss und daraus wird der Rostocker Sportclub. Durch die „Neuordnung des deutschen Sports“ erfolgte 1938 der Zusammenschluß mit dem „Verein für Rasensport von 1903“, dem „Rostocker Turnerbund“, der „Rostocker Turnerschaft“ und dem „Schwimm-Verein Rostock“ zur “Turn- und Sportgemeinschaft (TSG) Rostock”. Der NS-Staat zielte auf die völlige Kontrolle über den Fußball und veränderte die Rostocker Vereinslandschaft völlig. So schuf man Großvereine wie die „Turn-und Sportgemeinschaft Rostock“, die Heinkel-Flugzeugwerke förderten spielstarke Mannschaften in ihrem „Sport-Club“ und zum Militär eingezogene Fußballer aus ganz Deutschland kickten in den zahlreichen Sportvereinen von Heer und Luftwaffe.1945 wird der Verein aufgelöst, nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte zunächst die Rostocker “Sportgruppe Süd” die ehemaligen TSG-Plätze, ab 1949 nennt er sich BSG Einheit Rostock, ab 1954 zu BSG Motor Nord-West, ab 1969 in Trägerschaft des „VEB Wohnungsbaukombinat Rostock“ die Fußballer werden zu TSG Bau Rostock. Der Verein hatte 12 Sektionen und zwischen 1971 bis 1986 bekannte ehemalige Spieler des FC Hansa Rostock, als Spieler und Fußballtrainer unter anderem Gerd Kische und Jürgen Heinsch. Als die Mauer fiel, stand die TSG Bau Rostock auf dem 48. Platz in der nunmehr ewigen DDR-Liga-Tabelle, 1990 die Umbenennung in TSV Grün-Weiß Rostock und 1996 lösten sich die Fußballer aus der TSV und sie gründeten wieder den Rostocker FC von 1895. Er entwickelte sich zum eigenständigen Fußballverein. In den letzten Jahren hat sich der RFC mit seinen knapp 615 Mitgliedern in der Verbandsliga etabliert. Eine Vereinshymne war bald gefunden: »Ha Ho He Rostocker FC, das ist Fußball an der See«. Sie wurde auch zum Schlachtruf der Fans . Erfolge des RFC, die Landesmeisterschaft 1906 und 1914, 1979 die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur DDR- Oberliga und 2010 als Landespokalfinalist. Im 1900 wurde eine einheitliche Spielbekleidung eingeführt mit den Farben rot, weiß, blau und sie sind Heute auch unsere Vereinsfarben mit einen schwarzen Greif im Vereinslogo. Im Moment hat der Verein 4. Männer-Teams, 4. Alte-Herrenteams, 3. Frauenteams und es sind 14. Nachwuchsmannschaften für den Verein in den Ligen des KFV Warnow bzw. LFV Mecklenburg-Vorpommern aktiv. Die Mannschaften trainieren und spielen auf ein Kunstrasenfeld sowie zwei Rasenplätze. Beim Rostocker FC von 1895 e.V. werden zur Zeit über 300 Kinder und Jugendliche trainiert und in unserer altehrwürdigen Vereinsgaststätte findet unserer Vereinsleben statt, man kann auch ein Teil von der Vereinsgeschichte betrachten und erfahren. Diese Werte verkörpern den Verein, seine Sportler, Mitglieder und Fans das, wofür der RFC steht: Weltoffenheit, Toleranz, Respekt und Fair Play – Werte, die auf und neben dem Spielfeld Bestand haben. Ein maßgeblicher Bestandteil ist auch Tradition, Zusammenhalt, Teamgeist, Gemeinschaftsgefühl, Fairness, Gewaltfreiheit verbinden uns in allen Bereichen und auf unterschiedlichen Ebenen. Wir setzten uns für Toleranz und Akzeptanz gegenüber Migranten, Behinderten, Lesben und Schwulen ein. Im Sport wird diese Vielfalt schon lange gelebt, er hat eine verbindende Kraft, er kann Brücken bauen in die Gesellschaft sowie Raum für Begegnungen und Austausch schaffen zwischen den Menschen. Bei aller Feierstimmung unseres 120. Gründungsjubiläum, wollen wir auch nicht die Toten RFCer in zwei sinnlosen Weltkriegen vergessen.
Von Dirk Dumke