In aller Munde ist der Begriff des „Arabischen Frühlings“ für die Veränderungen in arabischen Ländern seit 2011. Dabei ist der Begriff so falsch wie eurozentristisch.
Sammy Khamis nimmt sich bei Kleiner 3 des Begriffes und seiner Implikation an und kommt zu dem Schluss und des mit der Begriffsbestimmung verfolgten Bildes: „Nicht nur bekommen die Aufstände und Revolutionen in der arabischen Welt einen europäischen Begriff verpasst (der – nur zur Wiederholung – im arabischen kaum verwendet wird), sie hecheln damit der europäischen Geschichte natürlich auch hinterher. Was Europa schon durchgemacht hat, hat der arabische Raum noch vor sich. Simpelste Orientalismen also.[…] Der Ausdruck „arabischer Frühling“ ist aber von einem wohlgemeinten und empathischen Begriff zu einem selektiv verwendetem europäischem Gütesiegel geworden: Wer „Frühling“ gebraucht, der umgeht die (dummerweise) politologisch überformte Definition von Revolution – in Anbetracht der Kontinuität autoritärer Strukturen in den entsprechenden Ländern vielleicht nicht zu Unrecht, aber ignorant gegenüber der Tatsache, dass die Innenansicht zahlreicher Ägypter „Revolution“ als Begriff zu Hand legt.“ zum ganzen Artikel geht es hier
Überhaupt scheint das eurozentrische Bild des „vormordernen Orient“ kaum hinterfragt zu werden. Bauers „Kultur der Ambiguität“ und
Klaudas “Die Vertreibung aus dem Serail. Europa und die Heteronornmalisierung der islamischen Welt” sind da viel zu selten zu verortende Ansätze. Insofern wäre es schön und wünschenswert mehr Stimmen aus nicht eurozentrischer Perspektive zu vernehmen.