Presseerklärung
Betrifft:
Verhalten der Verantwortlichen der Marktkirche und der Polizei gegen die Aktion von AntimilitaristInnen am 28. 11. 2007
Sehr geehrte Damen und Herren!
Das Friedensbüro Hannover wendet sich gegen die Kriminalisierung von KriegsgegnerInnen und den Einsatz der Polizei gegen eine Aktion, die gegen die Militarisierung eines Kirchenraums gerichtet war.
In der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung vom 30. 11. 07 äußert sich Stadtsuperintendent Puschmann dahingehend, dass der Reiz der Aktion in der Kirche wohl darin gelegen hätte, „dass in einer vollen Kirche der Störeffekt ungleich größer ist als in einem belebten Platz in der Innenstadt.“
Aber es ging nicht um den ‚Reiz’, das ‚persönliche Kribbeln’ oder dergleichen mehr.
Es ging darum, dass der Protest sinnvoller Weise an den Ort des Geschehens gehört und das war in diesem Fall die Marktkirche.
Der Protest richtete sich gegen eine Kircheninstitution, die einerseits Friedensgottesdienste durchführt, anderseits eine Woche später kritiklos ein „Benefizkonzert“ mit einer Militärkapelle in ihrer Kirche veranstaltet, als wäre dies ein völlig normaler Vorgang.
Der Protest richtete sich gegen die Bundeswehr, die diesen Ort offensichtlich ausgesucht hatte, um sich auf diese Weise einen humanen, christlichen, gottgefälligen Anstrich zu geben.
Dieselbe Bundeswehr, die in Afghanistan in tödliche Auseinandersetzungen verwickelt ist, wo die ‚1. Panzerdivision’ als Elite-Eingreiftruppe eine hervorstechende Rolle spielt. Eine Bundeswehr die billigend in Kauf nimmt, das afghanische Kinder und deren Eltern durch US-amerikanische und britische Bomben, Granaten und Kugeln verletzt und getötet werden.
Benefizveranstaltungen für Straßenkinder begrüßen wir. Wenn sie aber dazu dienen, sich ein menschenfreundliches Mäntelchen umzuhängen, dann lehnen wir dies ab.
Die ‚Friedenspolitische Landkarte’, wie sie die Evangelische Landeskirche ins Internet gestellt hat, begrüßen wir, ebenso die vielen friedenspolitischen Aktivitäten von Kirchengemeinden und christlichen Gruppen.
Aber gleichzeitige Kirchenkonzerte mit der Bundeswehr konterkarieren die friedenspolitischen Bemühungen.
Es sei in diesem Zusammenhang an das Motto der Friedensbewegung zum Kirchentag1983 in Hannover erinnert,
„…für ein Nein ohne jedes Ja …“
Wir begrüßen deshalb Aktivitäten, die diese Scheinheiligkeit der Kirche öffentlich kritisieren.
Wir verurteilen das Herbeiholen der Polizei und deren unangemessenen Einsatz. Für die Polizeidirektion Hannover mag das Entkleiden von festgenommenen Demonstranten, ggfls auch gegen deren Willen ein normaler Vorgang sein, menschenunwürdig ist es trotzdem.
Friedensbüro Hannover
Deutsche Friedensgesellschaft- Vereinigte KriegsdienstgegerInnen, Gruppe Hannover